DOVE- Bild aus der Serie „Visuelle Resonanzen – Vielfalt trifft Emotion“ von Berit Erlbacher

DOVE - 50x50cm - Artprint - Hahnemühle William Turner

DOVE

– Perspektivenwechsel gefällig?


Tauben.
Kaum jemand bleibt stehen, um sie zu bewundern – es sei denn, sie sitzen auf einem Denkmal oder, wie hier, als Kunstwerk mitten in der Stadt. Schreibt man auf eine Taube „Kunst“, wird sie plötzlich bewundert, fotografiert und gefeiert. Die echten hingegen: fliegende Klischees oder ungeliebte Stadtbewohner? Genau dieser Kontrast fasziniert mich.

Dieses Kunstwerk auf der Highline zieht Menschen aus aller Welt an und wird aus allen Perspektiven festgehalten. Warum? Weil es eine Inszenierung ist, ein Moment, der zur Reflexion einlädt. Die übergroße Taube thront im urbanen Raum – präzise und monumental – und doch bleibt sie Projektionsfläche für Gedanken und Geschichten.

Hinter der Taube erstrecken sich Glasfassaden und Betonriesen, die das Auge mit klaren Linien führen und gleichzeitig von lebendigen Spiegelungen durchbrochen werden. Der Himmel leuchtet blau, die Stadt pulsiert – und mittendrin: diese Taube. Unaufgeregt und doch präsent. Sie steht für das Alltägliche, das plötzlich ins Zentrum rückt.

Was macht aus einer Taube ein Kunstwerk? Ein Rahmen, ein Titel, der Kontext? Vielleicht die Tatsache, dass sie uns dazu bringt, innezuhalten und genauer hinzusehen. Kunst verdreht uns den Kopf, lässt uns neu denken und schauen – das Gewöhnliche wird zum Außergewöhnlichen.

Die Farb- und Formkomposition verstärkt diese Wirkung: Helle Flächen brechen das Muster der Fassaden und lenken den Blick auf die ruhige Präsenz der Taube. Ein Spannungsfeld zwischen Bewegung und Stillstand entsteht. Und doch: Ist sie eine Hommage an ihre lebendigen Artgenossen oder nur eine stilisierte Silhouette im Großstadtgetümmel?
Wie oft übersehen wir, was uns umgibt, nur weil es uns vertraut erscheint? Diese Taube fordert uns heraus, genau hinzusehen und unsere Wahrnehmung zu hinterfragen. Denn manchmal braucht es nur einen Perspektivenwechsel, um das vermeintlich Banale in seiner ganzen Magie zu erkennen.